Nun habe ich Herrndorfs
letzten, unvollendeten Roman gelesen: Bilder deiner großen Liebe. Am Ende
ein sehr anstrengendes Buch, wie ich finde, voller Bedrohlichkeit. Dabei ist so
vieles lustig und auch sehr witzig; Galgenhumor, muss man wohl sagen. Das
Mädchen, aus der Klappse wie sie sagt
geflohen und auf Pilgerschaft zu ihrem Vater. Sie ist immer mit Rändern in
Verbindung: solchen der bewohnten Räume, auch viel nachts. Und dann vor allem
mit Menschen aus Randgruppen. Einige – wie sie selber – nur schrullig; viele in
sich verkrallt. Nicht wenige auch ekelig, penetrant. Jedenfalls immer
unaufmerksam, desinteressiert. Bedrohlich in ihrem Egoismus.-
Ein wenig Sehnsucht nach
Zivilisationsabstand, Wald bei der Nacht, schlafende Dörfer, zu Fuß marschieren
usw hab ich schon gespürt. Aber hier wird gleich klar, dass das kein
Kinderspiel ist. Das ist nicht Leben, sondern Überleben, mit Schmerzen und
Gefahr. Man muss sich hüten, kitschig zu werden und so ein gestörtes,
zerstörtes Leben zu romantisieren. Jedenfalls wieder eine eindrucksvolle
künstlerische Leistung dieses unglücklichen Autors.
Wolfgang Herrndorf
Bilder deiner großen Liebe
Wolfgang Herrndorf
Bilder deiner großen Liebe
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